Klaviertrios waren in der Zeit der Klassik und noch bis weit ins 19. Jahrhundert hinein ein, fast möchte man sagen, Modeartikel. So kommt es nicht von ungefähr, dass sich nach Haydn und Mozart auch Beethoven mit dieser Gattung auseinandersetzte und insgesamt 13 Klaviertrios hinterließ. Dieser zweite Band enthält die beiden Klaviertrios op. 70, das Trio op. 97 sowie die Variationen über das Lied „Ich bin der Schneider Kakadu“ op. 121a. Der Beiname „Geistertrio“ des Trios op. 70 Nr. 1 stammt, wie üblich, nicht von Beethoven, sondern wurde dem Stück wohl wegen der besonderen, unheimlichen Klanglichkeit des langsamen Satzes gegeben. Das nach seinem Widmungsempfänger Erzherzog Rudolph benannte Erzherzog-Trio op. 97 ist sicher Beethovens bedeutendstes und mit einer Dauer von über 45 Minuten auch längstes Klaviertrio. Obwohl bereits 1810/11 entstanden, wurde es erst 1816 veröffentlicht.
Schuberts zwei Klaviertrios darf man getrost zu seinen besten Werken zählen. Beide sind erst 1827, also ein Jahr vor seinem Tod entstanden und typische Werke seiner Reifezeit: voller Melodienseligkeit, gepaart mit formaler Gestaltungskraft und höchster Ausdruckstiefe. Während er das Es-dur-Trio op. 100, D 929 an den Leipziger Verleger Probst verkaufte (es erschien allerdings erst knapp nach Schuberts Tod), gelangte das B-dur-Trio op. 99, D 898 zu Schuberts Lebzeiten nicht zur Drucklegung. Das im Anhang wiedergegebene, als Notturno bekannt gewordene Adagio in Es-dur, op. post. 148, D 897, war ursprünglich wohl als lang-samer Satz des B-dur Trios vorgesehen. Mit seinem sich bis zu finsterer Verzweiflung steigernden Ausdruck schien es Schubert möglicherweise für eine Veröffentlichung ungeeignet. Es erschien erst 1846 im Druck. Im Anhang des Bandes findet sich Schuberts erster Versuch in dieser Gattung. Er komponierte es mit 15 Jahren im Sommer 1812.
Klaviertrios gehören zu den großen Gattungen der klassischen Kammermusik und so beschäf-tigte sich auch Brahms bereits früh mit diesem Genre. Sein Opus 8 komponierte er im Herbst und Winter 1853/54, also im Alter von 20 Jahren. Erst 28 bzw. 32 Jahre später entstanden die beiden anderen Klaviertrios, Op. 87 in C-dur und Op. 101 in c-moll. Gleichzeitig mit dem C-dur-Trio arbeitete Brahms auch an einem weiteren Trio in Es-dur, das er aber offenbar vernichtete. 1889 wandte er sich nochmals seinem ersten Klaviertrio zu und überarbeitete es so tiefgreifend, dass er an Clara Schumann schrieb: „Ich habe mein H-dur Trio noch einmal geschrieben“. Die Henle-Urtextausgabe gibt das Trio op. 8 zunächst in der zweiten, 1891 erschienenen Version wieder, druckt im Anhang jedoch auch die Erstfassung ab.
Klaviertrios waren in der Zeit der Klassik und noch bis weit ins 19. Jahrhundert hinein ein, fast möchte man sagen, Modeartikel. So kommt es nicht von ungefähr, dass sich alle drei so genannten Wiener Klassiker mit dieser Gattung auseinandersetzten. Haydn hinterließ insge-samt 39 Klaviertrios. Band I enthält die elf frühen Trios, die zum Teil noch vor 1760, zum Teil in den 1760er-Jahren entstanden, aber zusammen eine einheitliche Gruppe bilden. Da die Cellostimme, in den Quel-len jeweils als „Basso“ bezeichnet, weitgehend mit dem Bass der Klavierstimme überein-stimmt, können die Stücke auch nur mit Klavier und Violine ausgeführt werden und sind damit zudem eine wertvolle Bereicherung für die entsprechende Besetzung.
Klaviertrios waren in der Zeit der Klassik und noch bis weit ins 19. Jahrhundert hinein ein, fast möchte man sagen, Modeartikel. So kommt es nicht von ungefähr, dass sich alle drei so genannten Wiener Klassiker mit dieser Gattung auseinandersetzten. Haydn hinterließ insge-samt 39 Klaviertrios. Band II enthält die in den Jahren 1784 bis 1790 entstandenen Klaviertrios Hob. XV:5–14. Zu dieser Zeit freundete sich der Komponist allmählich immer mehr mit dem Hammerklavier an – was dem Klaviersatz dieser Stücke auch durchaus anzumerken ist. Alle zehn Trios zeigen Haydns Meisterschaft, sind Hausmusik der besten gehobenen Art, aber dank ihrer Brillanz und Vielfältigkeit auch im Konzertsaal zuhause.
Der 18-jährige Debussy komponierte dieses Werk im Sommer 1880 in Fiesole in Italien als musikalischer Reisebegleiter von Nadeshda von Meck, der bekannten Tschaikowsky-Gönnerin. Der Großteil des autographen Materials galt als verschollen und wurde erst nach mehr als 100 Jahren 1982 im Nachlass des Debussy-Schülers Maurice Dumesnil entdeckt. Als die Erstausgabe 1986 bei Henle erschienen war, nahm die Musikwelt das Trio mit großer Zustimmung auf. Die Ensembles stürzten sich geradezu auf den Fund, zahlreiche Einspielungen folgten. Obwohl formalen Konventionen verpflichtet, überrascht das Werk durch melodische Frische und für Debussy typische Tonfälle und Wendungen.
Joseph Haydns knapp vierzig Klaviertrios stehen im G. Henle Verlag in fünf Bänden bereit. Die Ausgaben basieren auf der ebenfalls bei Henle erschienenen Haydn-Gesamtausgabe. Der vierte Band enthält die neun Klaviertrios Hob. XV:18–26, die Haydn wahrscheinlich während seines zweiten England-Aufenthaltes (1794/1795) komponierte. Dieser Urtextausgabe ist ein ausführliches Vorwort des Herausgebers vorangestellt. Es informiert über die Entstehungsgeschichte, die Widmungsträger sowie die Besonderheiten der Notation. Meist dominiert das Klavier in diesen „Sonaten für das Pianoforte mit Begleitung von Violine und Violoncello“, wie sie in den Erstausgaben betitelt werden. Tatsächlich wird die Violine über weite Strecken mit der rechten Hand des Klaviers unisono geführt (und das Violoncello mit der linken Hand am Klavier). Doch die beiden Streichinstrumente tragen ganz wesentlich zur Wirkung dieser Musik bei und gelegentlich wird der Violine die alleinige, melodische Führung anvertraut.
Joseph Haydns knapp vierzig Klaviertrios stehen im G. Henle Verlag in fünf Bänden bereit. Die Ausgaben basieren auf der ebenfalls bei Henle erschienenen Haydn-Gesamtausgabe. Der fünfte Band enthält die sechs Klaviertrios Hob. XV:27–32, die Haydn wahrscheinlich während seines zweiten England-Aufenthaltes (1794/1795) komponierte. Haydn widmete die ersten drei dieser Klaviertrios der damals bedeutenden Klavierspielerin „Mrs Bartolozzi“, die um 1770 in Aachen als Therese Jansen geboren worden war und bei Muzio Clementi Klavierunterricht erhalten hatte. Alle sechs Trios stellen eine pianistische Herausforderung dar und sind gleichzeitig kammermusikalisch anspruchsvolle Werke. Lediglich beim G-dur-Trio Hob. XV:32 handelt es sich wahrscheinlich um eine „verkappte“ Violinsonate, der nachträglich „von fremder Hand“ die Violoncellostimme hinzugefügt wurde. Der Urtextausgabe ist ein ausführliches Vorwort des Herausgebers vorangestellt. Es informiert über die Entstehungsgeschichte, die Quellenlage sowie die Besonderheiten der Notation.
Eigentlich hatte sich der Cellist Robert Hausmann ein Solokonzert gewünscht - Brahms stellte ihm in seinem „Doppelkonzert” jedoch eine Violine zur Seite. Das ungewöhnliche Werk liegt bereits seit einigen Jahren in der neuen Brahms-Gesamtausgabe vor. Johannes Umbreit erarbeitete auf der Basis des originalen Klavierauszugs von Brahms einen gut spielbaren Klaviersatz, der die Farbigkeit der Partitur bestmöglich überträgt. Die Einrichtung der Streicherstimmen lieferten die erfahrenen Solisten Frank Peter Zimmermann und Heinrich Schiff. Das Orchestermaterial auf der Basis der Gesamtausgabe ist bei Breitkopf & Härtel (PB/OB 16104) erhältlich.?
Schumann begann erst recht spät, sich mit Kammermusik zu beschäftigen. 1842 entstanden dann gleich sechs gewichtige Werke, darunter auch sein erstes Klaviertrio, das er aber erst 1850 unter dem Titel Vier Phantasiestücke als op. 88 herausgab. In der Zwischenzeit hatte er bereits die Trios d-moll op. 63 (1847) und F-dur op. 80 (1847/49) komponiert. In seiner Düsseldorfer Zeit, 1851, kam dann noch das g-moll-Trio op. 110 hinzu. Zusammen mit den Trios von Mendelssohn und Brahms zählen die vier Kompositionen Schumanns zu den wichtigsten Werken der Gattung im 19. Jahrhundert.?
Wie in allen reifen Kammermusikwerken tritt Ravel auch in seinem 1914 entstandenen Klaviertrio als Erneuerer traditioneller Formen und Techniken auf. So entspricht der „Passacaglia“-Satz dem zugrunde liegenden Schema aus der Barockzeit. Die Musik selbst hingegen, so äußerte Ravel, sei „wie von Saint-Saëns“, was sicher ironisch gemeint war. Denn die historisierende Schablone dient ihm nur als Rahmen für tonsprachliche Experimente: vom stetigen Pendeln zwischen Dur und Moll bis hin zu Kombinationen und Überlagerungen verschiedenartiger Metren. Für unsere Ausgabe dieses technisch äußerst anspruchsvollen Werkes konnte der renommierte französische Pianist Pascal Rogé als Fingersetzer gewonnen werden.?
Johannes Brahms’ späte Kammermusikwerke gehören sicherlich zum Herrlichsten, was jemals für Klarinette geschaffen wurde. Dabei schien Brahms in den letzten Jahren seines Lebens des Komponierens bereits überdrüssig geworden zu sein – doch zum Glück für die Nachwelt begegnete er 1891 dem Solo-Klarinettisten der Meininger Hofkapelle, Richard Mühlfeld, der ihn mit seinem Spiel voller Tonschönheit begeisterte und zu neuen Kompositionen inspirierte. Das Trio op. 114 mit seinem melancholisch-herbstlichen Tonfall wird von allen Klarinettisten geliebt und liegt nun bei Henle in einer revidierten Ausgabe vor. Brahms’ eigene Handschrift seines Opus 114 liegt in München, der Heimat des G. Henle Verlags. Der Notentext beruht auf der neuen Brahms-Gesamtausgabe und steht somit für höchste Genauigkeit und aktuellen Forschungsstand. Für diese Urtextausgabe fügte der Pianist Klaus Schilde wertvolle Fingersätze hinzu.
Mendelssohn gilt als selbstkritischer Komponist, der etliche seiner Werke vielfach umarbeitete, bis er sie einer Veröffentlichung für würdig hielt. Der Weg zu seinem ersten Klaviertrio war besonders steinig: Erst nach mehreren Anläufen konnte er es im Sommer 1839 abschließen, nach weiteren Überarbeitungen erschien es 1840. Dieser Perfektionismus zahlte sich aus, denn Mendelssohns d-moll-Trio wurde sofort begeistert aufgenommen. Robert Schumann schrieb: „Es ist das Meistertrio der Gegenwart, wie es ihrerzeit die von Beethoven in B und D, das von Franz Schubert in Es waren; eine gar schöne Komposition, die nach Jahren noch Enkel und Urenkel erfreuen wird.“ Was sich bewahrheiten sollte: Noch heute zählt es zu den beliebtesten Werken des Trio-Repertoires überhaupt.
Nach dem großen Erfolg seines ersten Klaviertrios in d-moll op. 49 vergingen rund fünf Jahre, bis Mendelssohn sich an eine neue Komposition für diese Besetzung machte. Dann aber entstand das c-moll-Trio in verhältnismäßig kurzer Zeit im März/April 1845 und lag kaum ein Jahr später schon im Druck vor. Vom Charakter wesentlich düsterer als das Schwesterwerk gilt dieses zweite Trio auch technisch (vor allem im Klavierpart) als ungleich schwieriger. So steht es immer etwas im Schatten des früheren Trios. Kammermusikkenner schätzen es jedoch in der Regel als das reifere und kompositionstechnisch anspruchsvollere Werk. Das aus dem Sammelband Mendelssohn · Klaviertrios HN 957 ausgekoppelte Trio ist nun erstmals bei Henle auch als praktische Einzelausgabe erhältlich.