Als anspruchsvolles Prüfungsstück für die Hornklasse des Pariser Conservatoire schrieb Paul Dukas 1906 seine Villanelle. Dass es sich dabei keineswegs um eine trockene Etüde handelt, verrät schon der Titel, der auf eine fröhliche volkstümliche Liedgattung aus dem Italien des 16. Jahrhunderts verweist. Neben den spieltechnischen Herausforderungen (Stopftöne, rasche Skalen, Spielen ohne Ventile mit Naturhorntechnik) überzeugt das Stück durch seine frische Melodik, sodass die Villanelle bis heute eines der beliebtesten Vortragsstücke im Hornrepertoire geblieben ist. Unsere Urtextausgabe stützt sich auf das Autograph sowie auf die Erstausgabe in der Originalbesetzung für Horn und Klavier; die später entstandene Orchestrierung der Begleitung stammt nicht vom Komponisten.
Mit seinem 1. Hornkonzert gelang dem erst 18-jährigen Richard Strauss ein hinreißender Geniestreich. Bis heute wird das Konzert auf der ganzen Welt (nicht nur) von Hornisten geliebt und zählt neben Mozarts Meisterwerken zu den unverzichtbaren Repertoirestücken für das Instrument. Peter Damm, ehemaliger Solohornist der Sächsischen Staatskapelle Dresden und Solist von Weltrang, hat das Konzert nicht nur über 170-mal selbst öffentlich aufgeführt, sondern auch grundlegende Forschungsergebnisse und Publikationen zu seiner Entstehungsgeschichte vorgelegt. Die von ihm herausgegebene Urtextausgabe, die sämtliche erhaltenen Quellen berücksichtigt, kann somit als Referenz-Edition angesehen werden. Zum Einstudieren im Unterricht und für Vorspiele ist der besonders gut spielbare Klavierauszug von Johannes Umbreit eine große Hilfe.
Dass das Waldhorn als das wohl „romantischste“ aller Instrumente in Webers Œuvre eine herausragende Rolle spielt, ist wohlbekannt – „Freischütz“ oder „Oberon“ sind ohne sehnsuchtsvolle oder auch schmetternde Hornklänge nicht denkbar. Weber widmete dem Instrument aber nicht nur wichtige Solostellen in seinen Opern, sondern auch ein virtuoses Konzertstück, das bis heute zu den schwersten Prüfsteinen der Hornliteratur gehört – nicht allein deshalb, weil der Solist in der Kadenz dreistimmige Akkorde (!) zu spielen hat … Basierend auf dem Autograph, der von Weber überprüften Stichvorlage und dem Erstdruck bietet diese Henle-Urtextausgabe die besten Voraussetzungen zum Einstudieren dieses wirkungsvollen Virtuosenstücks. Zudem liefert das Vorwort erstmals biographische Details zum Auftraggeber des Concertino, dem Münchner Hornisten Sebastian Rauch.
Im Sommer 1888, während er auch an seiner Tondichtung Don Juan arbeitete, komponierte Richard Strauss dieses kurze Andante für seinen Vater Franz Strauss, Mitglied der Münchner Hofoper und einer der größten Hornisten seiner Zeit. Das Andante war als langsamer Satz „einer noch unvollendeten“ Sonate vorgesehen, die Strauss aber (zum Bedauern aller Hornisten) niemals komponierte. So blieb das Stück bis 1973 unveröffentlicht. Für die neue Urtextausgabe des G. Henle Verlags konnte das Autograph in der Münchner Stadtbibliothek im Original eingesehen werden. Das Andante ist nur von mittlerer Schwierigkeit und eignet sich ideal für den Unterricht und als wirkungsvolles romantisches Vortragsstück.
Skrjabin ist heute vor allem für seine mystisch-visionären Klavierwerke bekannt, komponierte in jungen Jahren mit seiner Hornromanze aber auch ein bezauberndes Stück Kammermusik. Der technisch nicht schwere Hornpart zusammen mit der schwelgerischen Klavierbegleitung machen aus der Romance ein wirkungsvolles Vortragsstück schon für Schüler. Da das Werk zu Lebzeiten des Komponisten nicht im Druck erschien, stellt das Autograph die einzige Quelle für unsere Edition dar. Unsere Ausgabe entstand in Zusammenarbeit mit der Moskauer Skrjabin-Expertin Valentina Rubcova.
Der Däne Carl Nielsen gehört zu den originellsten Komponisten des beginnenden 20. Jahrhunderts. Ausgehend von der deutschen romantischen Tradition fand er vor allem mit seinen heute noch viel gespielten Symphonien zu einer ganz individuellen Tonsprache, widmete sich aber auch häufig kammermusikalischen Besetzungen. Canto serioso wurde ursprünglich als Prüfungsstück für das Kopenhagener Opernorchester geschrieben, wo die Stelle eines tiefen Hornisten neu zu besetzen war. Dementsprechend kostet Nielsens ausdrucksvolle, nicht zu lange Komposition besonders das tiefe Register und die sonore Mittellage des Instruments aus. Eine willkommene Bereicherung des spätromantischen Hornrepertoires!
„Etwas ganz curioses, glaub’ ich“ – so bezeichnete Robert Schumann in einem Brief sein Konzertstück für vier Hörner und großes Orchester, und in der Tat schlug er mit diesem Werk hinsichtlich Besetzung und Instrumentalbehandlung völlig neue Wege ein. Das zur Entstehungszeit 1849 noch junge Ventilhorn ermöglichte bis dahin undenkbare virtuose Läufe und freie Modulationen, die Schumann gerade durch den vierstimmigen Hornsatz voll ausreizte. Bis heute ist das Konzertstück das romantische Hornwerk schlechthin und ein Prüfstein für jeden Solisten.
Camille Saint-Saëns verfasste seine beiden Horn-Romanzen für zwei der angesehensten französischen Hornisten seiner Zeit: Opus 67 in E-dur aus dem Jahr 1866 ist Henri Chaussier gewidmet, das 1874 entstandene Opus 36 in F-dur schrieb er für Henri Garigue. Trotz der illustren Adressaten handelt es sich nicht um virtuose Paradestücke, sondern – wie es die Bezeichnung Romance nahelegt – um kurze „Lieder ohne Worte“, die den typisch romantischen Ton des Horns voll auskosten. Neben der Orchesterfassung verfasste Saint-Saëns auch eine Klavierbegleitung für den kammermusikalischen Vortrag. Aufgrund der nicht allzu großen technischen Schwierigkeiten eignen sich die Romanzen bereits für fortgeschrittene Schüler.
Rund sechzig Jahre nach seinem ersten Hornkonzert schrieb Richard Strauss, am Ende seines Lebens gleichsam auf seine Jugend zurückblickend, ein zweites Konzert für Horn und Orchester, wiederum in Es-dur. Das vollendet schöne Spätwerk, das die bedrückenden Umstände von Strauss’ schlechter Gesundheit und des 2. Weltkriegs nicht erahnen lässt, wurde 1943 mit Gottfried von Freiberg als Solist unter Karl Böhm uraufgeführt. Das Konzert erschien erst nach Strauss’ Tod in London im Druck, so dass eine kritische Neuausgabe auf Basis der autographen Quellen und des Uraufführungsmaterials mehr als überfällig war. Der Herausgeber Hans Pizka, ehemaliger Solohornist an der Bayerischen Staatsoper München, hat als Schüler Gottfried von Freibergs die Aufführungstradition und Entstehungsgeschichte des Konzerts aus erster Hand erfahren. Zum Einstudieren im Unterricht und für Vorspiele ist der besonders gut spielbare Klavierauszug von Johannes Umbreit eine große Hilfe.
Alexander Glasunow war als Komponist in der spätromantischen Symphonik ebenso zuhause wie in der kammermusikalischen Form. Seine kürzeren Solostücke bestechen durch hinreißende Melodik und Liebe zum Detail – so auch die Rêverie für Horn und Klavier. Glasunow selbst war ein guter Hornspieler und wirkte als junger Student in mehreren Orchestern mit. Aus jener Zeit stammt dieses hochromantische Werk, in dem Glasunow die sanglichen Vorzüge des Instruments bestens zur Geltung bringt. Ein wirkungsvolles Vortragsstück auch schon für fortgeschrittene Schüler, das wir hier erstmals im Urtext präsentieren; neben der Erstausgabe berücksichtigen wir auch erstmals Glasunows Autograph in der St. Petersburger Nationalbibliothek.
1849 wandte sich Schumann einer neuen Gattung zu: Werken für Klavier und ein Begleitinstrument. Als erstes entstanden die Fantasiestücke für Klavier und Klarinette op. 73, denen dann unmittelbar das Adagio und Allegro op. 70 folgte. Clara spielte das neue Werk zusammen mit dem Hornisten E. Julius Schlitterlau und schrieb danach in ihr Tagebuch: "Das Stück ist prächtig, frisch und leidenschaftlich, so wie ich es gern habe!" Auch Schumann selbst war von seiner neuen Komposition angetan. Gegenüber dem Verleger Kistner hob er besonders das "brillante Allegro" hervor, dessen Solostimme in der Tat so virtuos ist, dass Opus 70 bis heute zu den Paradestücken für jeden Hornisten gehört.?
Ähnlich wie Schumanns "Konzertstück für vier Hörner" op. 86 (HN 1138) entstand auch Saint-Saëns’ "Morceau de Concert" mit der Idee, die technischen Möglichkeiten einer neuen Ventilhorn-Konstruktion auszureizen. In diesem Falle gab der französische Hornist Henri Chaussier den Anstoß. Er hatte ein neuartiges „Cor omnitonique“ entwickelt und wollte mit Saint-Saëns’ Komposition die Vorzüge seines Instruments demonstrieren. Chaussiers Erfindung konnte sich bei den Hornisten nicht durchsetzen – wohl aber das "Morceau de Concert"! Das beliebte einsätzige Werk ist aus heutiger Sicht technisch nicht übermäßig anspruchsvoll; zudem hat schon Saint-Saëns selbst zwei erleichternde Kürzungsmöglichkeiten vorgesehen, so dass sich auch schon fortgeschrittene Schüler an das Stück wagen können.