Die Entstehung von Bergs Violinkonzert im Jahr 1935 ist von tragischen Umständen geprägt. Als die ersten Skizzen entworfen waren, starb Manon Gropius – die Tochter von Walter Gropius und Alma Mahler, mit der Berg freundschaftlich verbunden war – an Kinderlähmung. In Erinnerung an sie widmete er das Konzert „dem Andenken eines Engels“. Doch auch Alban Berg selbst starb noch 1935 – Uraufführung und Drucklegung erlebte er nicht mehr. Unsere Ausgabe – Violinstimme und Klavierauszug – geht auf die von Michael Kube herausgegebene Partitur zurück, die parallel samt Orchestermaterial und Taschenpartitur in Koproduktion im Verlag Breitkopf & Härtel erscheint; für die Bezeichnung der Violinstimme konnte der renommierte Geiger Frank Peter Zimmermann gewonnen werden. Diese Ausgabe ist weltweit lieferbar.
Griegs erste Violinsonate atmet jugendliche Frische und bezaubert mit ihrem norwegischen Volkston. In technischer Hinsicht stellt sie deutlich geringere Anforderungen als Griegs spätere Violinsonaten und ist somit auch hervorragend für den Musikunterricht geeignet. Mit dieser Ausgabe des bewährten Grieg-Teams Heinemann und Steen-Nøkleberg liegen die Violinsonaten des norwegischen Meisters nun komplett im Henle-Katalog vor. Für den Fingersatz der Violine zeichnet mit Henning Kraggerud nicht nur ein Weltstar, sondern auch ein herausragender Kenner der Musik Griegs verantwortlich.
Im Gegensatz zu anderen seiner Spätwerke wurde Francks 1886 komponierte Violinsonate von Anfang an bei Publikum und Kritik freundlich aufgenommen. Gewidmet ist die Sonate Eugène Ysaÿe, der mit seiner makellosen Violin-Technik damals großes Aufsehen erregte. Ysaÿe war davon so begeistert, dass er versprach: „Ich werde dieses Meisterwerk überall spielen, wo ich einen kunstsinnigen Pianisten finde“. An der Beliebtheit des Werks hat sich bis heute nichts geändert, allerdings war es an der Zeit, die bisherige Henle-Ausgabe nach dem neuesten Stand der Forschung zu revidieren. Inzwischen lässt sich nämlich nachweisen, dass Franck aktiv bei der Lesung der Druckfahnen beteiligt war, so dass nunmehr die gegenüber dem Autograph mit zahlreichen Zusätzen versehene Erstausgabe als Basis für die Neu-Edition dient. Die Bezeichnung der Violinstimme stammt von Yehudi Menuhin – die geringfügigen Anpassungen an den revidierten Notentext übernahm Daniel Hope.
Seit zwei Jahrzehnten ist die Henle-Ausgabe dieses Meisterwerkes der Violinliteratur ein Muss für alle ernsthaft interessierten Geiger. Nun legen wir einen nach den aktuellen Forschungsergebnissen der Beethoven-Gesamtausgabe revidierten Text vor. Ein neues Vorwort führt umfassend in die verwickelte Entstehungsgeschichte des Konzertes ein. Und als besonderen Clou enthält diese revidierte Ausgabe Kadenzen von Robert D. Levin!?
Es hat seinen Schöpfer berühmt gemacht und die Violinliteratur um ein großartiges Werk erweitert: Das erste Violinkonzert in g-moll von Max Bruch. Auch wenn sich Bruch selbst über die große Popularität des Konzertes nicht immer glücklich zeigte - "Ich kann dies Concert nicht mehr hören - habe ich vielleicht bloß dies eine Concert geschrieben?" beklagte er sich einmal bei seinem Verleger Simrock - so ist es doch aus den Konzertsälen mittlerweile nicht mehr weg zu denken. Die Henle-Ausgabe liefert für die Violinstimme einen lupenreinen Urtext. Neben dem Notentext selbst ist auch das Vorwort einen Kauf wert - denn wer weiß schon, dass das Konzert einen Entstehungsprozess mit mehreren Revisionsgängen durchlief, und dass einige der Änderungen auf den berühmten Geiger Joseph Joachim zurückgehen??
Zwischen Beethoven und Brahms lange verkannt Schumanns letztes konzertantes Orchesterwerk wurde erst 1937 uraufgeführt und gleichzeitig in einer editorisch unzulänglichen Ausgabe veröffentlicht. Erst in den 1980-er Jahren setzte eine Neubewertung von Schumanns Spätwerken ein, in deren Folge auch das das fehlende Bindeglied zwischen den Konzerten von Beethoven und Brahms (Yehudi Menuhin) wieder stärker in den Blickpunkt geriet. Seitdem gilt es als Geheimtipp mit besonderen musikalischen und technischen Herausforderungen für Interpreten und Hörer. Mit der Neuausgabe des vielleicht am meisten verkannten Meisterwerks der Romantik liegt erstmals ein sorgfältiger Urtext der Partitur vor. Mehr noch und kaum glaublich: Zum ersten Mal wird der Klavierauszug des Komponisten veröffentlicht, aus dem Clara Schumann und Joseph Joachim musizierten. Thomas Zehetmair, der als Interpret zur Neubewertung des Konzerts maßgeblich beigetragen hat, übernahm die technische Einrichtung der Solostimme. „Für einen wünschenswerten Neuanfang auf den Podien bietet die bei Breitkopf erschienene Neuausgabe eine hervorragende Grundlage. Nicht nur weil erstmals alle Quellen mit der gebotenen Akribie ausgewertet wurden, sondern auch weil der von Schumann selbst angefertigte Klavierauszug zu Verfügung steht.“(Correspondenz Mitteilung der Robert-Schumann-Gesellschaft) „Perhaps this edition will help stimulate awareness and appreciation of this unjustly forgotten romantic violin concerto described by Menuhin as the ‘missing link’ between the concertos by Beethoven to Brahms.“ (John Thomson, Stringendo)
Charakteristische Nummern Seine letzten Kompositionen mit Opus-Zahl, op. 115 und op. 116, schloss Sibelius 1929 ab. Ursprünglich entstanden sie auf Anregung des Verlags Carl Fischer, Inc., welcher sich aber aufgrund des hohen Anspruchs weigerte, die Stücke anzunehmen. Dort hatte man sich unter „charakteristische[n] Nummern […] zur allgemeinen Verwendbarkeit“ offenbar etwas anderes – und vor allem leichter Verkäufliches – vorgestellt. So wurden die Stücke nach einigen Verzögerungen im Jahr 1930 bei Breitkopf & Härtel veröffentlicht. Hatte Sibelius kleinere Kammermusikwerke in früheren Jahren vor allem komponiert, um durch die Verkäufe an Geld zu kommen, so war er Ende der 1920er Jahre auf diese nicht mehr angewiesen. Diese künstlerische Freiheit schien Sibelius dafür zu nutzen, sich an „seinen“ Instrumenten (neben Klavier widmete er sich besonders stark der Violine) nochmals auszuprobieren. Op. 115 besteht aus vier Stücken mit programmatischen Titeln, in denen man neben melodiösen Linien und introvertierten Klängen auch virtuose Läufe sowie muntere Rhythmen findet, die ein perfektes Zusammenspiel von Pianisten/in und Violinisten/in voraussetzen.
Sibelius stellte die Drei Stücke für Violine und Klavier op. 116 ( Scène de Danse, Danse caractéristique, Rondeau romantique ) im Frühjahr 1929 fertig. Der Impuls, sie zu komponieren, kam vermutlich vom Verleger Carl Fischer in New York. Fischer lehnte die Stücke jedoch aufgrund der „äußerst unglückliche[n] Konstellation im Musikverlagsbereich in den Vereinigten Staaten“ ab. Offenbar glaubte er nicht an ihren Erfolg, weil sie zu anspruchsvoll waren. Sibelius wandte sich an den Verlag Breitkopf & Härtel, der die Drei Stücke gerne annahm. Die musikalischen Quellen zeigen, dass Sibelius an einigen Details feilte und vor der Publikation im Dezember 1930 Korrekturen an den Stücken vornahm. Ende der 1920er Jahre arbeitete Sibelius an seiner 8. Sinfonie, die unvollendet blieb. Daher sind die Drei Stücke seine letzten Werke mit Opusnummer.
Mit dem Violinkonzert e-moll op. 64 MWV O 14, seinem letzten Solokonzert, schuf Felix Mendelssohn Bartholdy ein Standardwerk der Violinliteratur, das heute im Konzertrepertoire fest etabliert ist. Als der Komponist im Sommer 1838 signalisierte, dass er „ein Violin Concert […] in e moll […] im Kopfe“ habe, war nicht nur sein Freund, der Gewandhauskonzertmeister Ferdinand David, für den es gedacht war, euphorisch über diese Nachricht. Die „ganze civilisirte Violin=Welt“ wartete auf dieses Konzert – und dennoch dauerte es noch weitere sieben Jahre, bis das Ersehnte endlich im Juni 1845 bei dem Leipziger Verlag Breitkopf & Härtel und parallel dazu in London und Mailand im Druck erschien. Das Konzert besticht vor allem durch die neuartige Behandlung der Solostimme, nicht nur wegen ihres markanten Einsatzes unmittelbar zu Beginn des Kopfsatzes ohne vorangehendes Orchestertutti, sondern auch wegen der Art ihres musikalischen Dialogs mit dem Orchester. Die Uraufführung am 13. März 1845 im Leipziger Gewandhaus mit Ferdinand David als Solist und unter der Leitung von Nils Wilhelm Gade diente – wie häufig bei Mendelssohn – quasi als Korrekturdurchgang. Nach anschließenden umfangreichen Änderungen des Komponisten, an denen auch David beteiligt war, erschien knapp neun Monate später die erste Druckausgabe des Werkes. Mit ihr war ein gültiger und nach dem Ermessen des Komponisten abgeschlossener Stand der Überarbeitung erreicht, den diese Urtext-Ausgabe als Hauptfassung des Werkes wiedergibt. Der zum Material passende Klavierauszug enthält sowohl eine unbezeichnete Stimme als auch eine Stimme in der bewährten Einrichtung von Igor Oistrach.
Gál komponierte sein Violinkonzert 1931/32 auf der Höhe seiner Laufbahn. 1929 war er als international angesehener Komponist zum Direktor der Musikhochschule Mainz berufen worden. Das neue Konzert wurde sofort veröffentlicht und im Februar 1933 unter Fritz Busch mit dem Geiger Georg Kulenkampff erfolgreich uraufgeführt. Die Machtergreifung Hitlers bedeutete für Gál als „Nicht-Arier“ jedoch bereits Ende März die fristlose Entlassung aus seinem Amt; Berufs-, Aufführungs- und Verlagsverbot folgten. Gál kehrte in seine österreichische Heimat zurück, floh aber 1938 erneut vor den Nazis, diesmal nach Großbritannien, wo er bis zu seinem Lebensende blieb. Im international radikal veränderten kulturellen Klima der Nachkriegszeit blieb er zwar schöpferisch tätig, wird aber erst in neuester Zeit als Komponist wiederentdeckt. 2005 wurde das Violinkonzert erstmals seit 1933 wieder aufgeführt; überaus erfolgreiche CD-Einspielungen folgten 2010 und 2011. Die einzelnen Orchesterstimmen interagieren kontrapunktisch miteinander und mit der Solostimme. Umso wichtiger ist es für den Interpreten, sich durch den neu herausgegebenen Klavierauszug des Komponisten mit dem Orchesterpart vertraut zu machen.
Im Jahre 1849 beschenkte Schumann drei Blasinstrumente mit Kammermusikwerken: die Klarinette mit „Drei Fantasiestücken“ op. 73, das Horn mit dem „Adagio und Allegro“ op. 70 sowie die Oboe mit den hier vorliegenden „Drei Romanzen“ op. 94. Doch die „Drei Romanzen“ op. 94 für Oboe kamen seinerzeit auch jeweils mit einer Solostimme für Violine und Klarinette auf den Markt. Violinisten sind sicher erfreut darüber, dass der G. Henle Verlag der Idee der Alternativbesetzung folgt. Das Manuskript, das Robert seiner Frau Clara 1849 als Weihnachtsgeschenk überreichte, ist nicht erhalten. Dafür konnten für die Urtext-Ausgabe autographe Entwürfe herangezogen werden, die so manche Unstimmigkeit der Erstausgabe von 1851 richtigstellen.